Was ich an Gruppentherapie liebe und warum sie eine Geheimwaffe für persönliche Entwicklung ist.
Ein Schwerpunkt meiner Arbeit als Psychotherapeutin ist die Gruppentherapie - mit 6 bis 8 Mitgliedern in einer sogenannten Slow-open-Gruppe, die fortbesteht, indem frei werdende Therapieplätze durch neue Patienten besetzt werden.
Eine Gruppentherapie zu leiten, kann sich sehr herausfordernd anfühlen. Wieso tue ich es trotzdem, anstatt den leichteren Weg zu gehen und mich voll und ganz auf die Einzeltherapie zu konzentrieren - nach dem Motto: Schuster, bleib bei deinen Leisten?
Nun, es sind ähnliche Gründe, die ich Patienten gegenüber anführe, denen ich einen Gruppentherapie empfehle:
Nur, wenn wir uns Herausforderungen stellen, haben wir die Chance zu wachsen.
Sich in eine Gruppe zu begeben, wird von einigen Menschen als besonders herausfordernd erlebt.
Herausforderungen bringen uns mit tief sitzenden Ängsten und ungenutztem Potential in Kontakt, Dinge, die uns sonst kaum bewusst werden würden. Eine Gruppentherapie bietet für Patienten einen geschützten Rahmen, in dem sie dieses Wagnis leichter eingehen können. Ich bin froh und dankbar dafür, Menschen dadurch zu helfen, sich ihren Ängsten zu stellen und sich weiter zu entwickeln.
Auf die Kraft der Gemeinschaft vertrauen.
In der Gruppentherapie übe ich mich darin, auf die Kraft der Gemeinschaft zu vertrauen und mache die beglückende Erfahrung, wie eine Handvoll Menschen miteinander tiefgreifende Entwicklungsprozesse in Gang setzt, die sie für sich allein nur schwerlich hätten umsetzen können. Ich erlebe die positive Energie, die ein wertschätzendes Gemeinschaftsgefühl in ihr Leben bringt und wieviel Potential sich hierdurch nach und nach entfalten kann.
Eine kleine Utopie gelebter Werte.
Eine von mir sorgsam zusammen gesetzte Gruppe ist wie eine kleine Utopie, an der ich teilhaben darf.
Zu erleben, wie Menschen sich einander öffnen, anstatt sich zu verschließen, einander wertschätzend begegnen, sich verletzlich zeigen und mit dieser Verletzlichkeit in einer mitfühlenden Gemeinschaft Halt finden und sich zugehörig fühlen können, verleiht meiner Arbeit einen tieferen Sinn, den ich nicht missen möchte.
Nur in Verbindung zu anderen lernen wir uns selbst wirklich kennen.
Hierfür ist eine Gruppe (mindestens 3 Personen) unerlässlich, denn deren Dynamik und Interaktionsmuster unterscheiden sich grundlegend von jenen einer Zweierkonstellation. Genau genommen bewegen wir uns immer in größeren Systemen (Kollegen, Vorgesetzte, Familie, Freunde, Dorfgemeinschaft oder Veedel, Bundesland, usw. - und in dieser Aufzählung sind der Einfachheit halber nur die menschlichen Systeme berücksichtigt…).
Eine Gruppentherapie kann helfen, unsere Rolle in solchen Systemen zu reflektieren, um sie dann selbstbewusst zu definieren und zu gestalten. So wird ein Leben möglich, das unseren Überzeugungen entspricht und den Einfluss entfaltet, der uns wirklich am Herzen liegt.
In der Einzeltherapie und ebenso in der Gruppentherapie, lerne ich genauso viel von meinen Patient:innen, wie diese hoffentlich durch mich. Die Erfahrungen, welche ich in der Leitung der Gruppentherapie sammle, bereichern meine Tätigkeit in der Einzeltherapie und vice versa. Insofern ist für mich als Psychotherapeutin nicht die Frage: Gruppentherapie oder EInzeltherapie? Sondern: Mache beides und baue dadurch deine Fähigkeiten insgesamt aus. Oder: Wachse über dich selbst hinaus.
Genauso sehr wünsche ich mir für Patienten, die bei mir Hilfe suchen, einen starken Entwicklungsprozess. Ich will für sie das beste Ergebnis möglich machen, doch natürlich kann ich das nicht allein. Es hängt genauso sehr von den Teilnehmenden ab, wie von mir selbst. In der Gruppentherapie bekomme ich dies noch einmal ganz anders vor Augen geführt. Ich erlebe, wieviel die Gruppenmitglieder füreinander zu tun in der Lage sind, nicht selten Dinge, zu denen ich selbst in dem Augenblick nicht fähig gewesen wäre. So wird mehr Potential genutzt und Entwicklung möglich. Die Gruppe wächst miteinander über mich und sich hinaus. Ich wachse mit ihr mit und gebe das Gelernte an anderer Stelle weiter.
Einer für alle, alle für einen. Das Motto der drei/ vier Musketiere hat mich schon als Kind begeistert. Mir gefiel damals D’Artagnan am besten. Mit welchem der Musketiere kannst Du Dich am ehesten identifizieren?
PS: Du hast psychische Beschwerden und findest die Idee einer Gruppentherapie interessant? Dann schreibe mir eine Mail mit einer Anfrage. Ich freue mich über jede Anfrage und antworte i. d. R. innerhalb weniger Tage.