Wie Du schädliche Beziehungsmuster durchbrichst und endlich dem Teufelskreis entkommst.
‘Wieso erlebe ich das immer wieder, obwohl ich es um jeden Preis verhindern will?’ oder ‘Wieso tue ich das immer wieder, obwohl ich alles daran setze, es nicht mehr zu tun?’. Hast Du Dir diese Frage schon einmal gestellt und wenn ja, worum ging es bei Dir? Was war es, das Du immer wieder erlebt hast? Was ist es, das Du nicht aufhören kannst zu tun, so sehr Du Dich auch bemühst, es sein zu lassen?
Der Wiederholungszwang in Dir
In der Psychoanalyse hat Freud den Begriff des Wiederholungszwangs entwickelt. Dieser beschreibt ein unbewusstes Muster, ein tief sitzender, nicht aufgearbeiteter Schmerz, der in Verhaltens- und Erlebensmustern immer wieder zum Vorschein kommt. So kann es sich anfühlen, als sähst Du Dich einem Schicksal ausgeliefert, etwas Übermächtiges, das Dir bestimmt ist, gegen das Du einfach nicht ankommst. Hier ein paar Beispiele zur Veranschaulichung:
Ich bemühe mich so sehr um verlässliche, enge Freundschaften, doch es kommt immer der Moment, da ich fallen gelassen werde.
Sobald ich mich auf eine feste Partnerschaft einlasse, kriege ich Panik und laufe davon, obwohl ich mir eigentlich nichts sehnlicher wünsche, als eine stabile Beziehung.
Ich bemühe mich ständig darum, gesehen zu werden und Anerkennung zu bekommen. Wenn ich sie dann kriege, kann ich sie kaum annehmen und brauche bald schon wieder Nachschub.
Wie Du aus dem Teufelskreis ausbrechen kannst
Das Unbewusste kann sich übermächtig, ja, manchmal sogar gewaltvoll anfühlen, vor Allem, wenn wir es als unseren Gegner betrachten. Folgender Perspektivwechsel in Bezug auf den Wiederholungszwang ist deshalb hilfreich: ‘Was wiederholt sich hier für mich und will endlich zu einem besseren Ende geführt werden?’ Behandle das schmerzhafte, sich wiederholende Muster wie ein Thema, das sich immer wieder aufdrängt, um endlich eine bessere Lösung zu erhalten. Anhand der obigen Beispiele könnte das - vereinfacht - zum Beispiel heißen:
Ich warte auch mal ab und gebe anderen Raum, auf mich zuzukommen. Dafür muss ich einen Umgang mit meinen Gefühlen von Verlassenheit und Einsamkeit finden, die dann plötzlich aufkommen und schwer auszuhalten sind.
Ich setze mich mitfühlend mit dem Teil in mir auseinander, der riesige Angst vor Nähe hat. Anstatt ihn ausschalten zu wollen, versuche ich, diesen Teil zu verstehen und auf ihn einzugehen. Bevor ich mich auf eine Partnerschaft einlassen kann, muss ich mich erst einmal auf eine tiefere Beziehung zu diesem Teil in mir einlassen.
Ich setze mich mitfühlend mit dem Teil in mir auseinander, der sich unscheinbar und unbedeutend fühlt. Das kann ein sehr schmerzhafter Prozess werden, denn dieser Teil hat vielleicht sogar die Überzeugung: ‘So wie ich bin, habe ich kein Existenzrecht. Ich muss immer etwas Besonderes leisten, um überhaupt da sein zu dürfen.’. Ich arbeite daran, diesen Teil in mir besser zu verstehen, wann er auftaucht, wie er entstanden ist, wovor er mit seiner Anerkennungssucht versucht, mich zu bewahren. Ich finde Wege, ihn zu beruhigen und ihm zur Seite zu stehen, wenn er Angst bekommt oder verzweifelt ist.
Das Unbewusste als Dein Compagnon
Das Unbewusste drückt sich gerne in Wiederholungen aus, vor Allem in Beziehungsdynamiken und in unseren Träumen. Es ist wie ein unerwarteter Besuch, der immer wieder an die Tür klopft, obwohl wir einfach nur unsere Ruhe haben möchten. Was, wenn Du diesen Besuch als Chance betrachtest, etwas Wichtiges zu verstehen und Dich weiter zu entwickeln? Den Zeitpunkt kannst Du Dir nicht aussuchen, das stimmt, aber wenigstens klopft jemand und Du wirst nicht Dir selbst überlassen. Das Unbewusste wäre dann unser Compagnon, der uns auf etwas Wichtiges aufmerksam machen will, bevor es zu spät ist. Unsere Aufgabe ist es, sein Klopfen anzunehmen, die Tür zu öffnen und mit dem Besuch ins Gespräch zu kommen. So können wir Muster erkennen, das Puzzle unserer Kindheit ergänzen und Schmerzhaftes aufarbeiten.
Dieser Prozess gelingt am ehesten, wenn Du ihn professionell durch eine - im Unbewussten erfahrene - Person begleiten lässt. Um unserem Unbewussten auf die Spur zu kommen, brauchen wir Feedback von außen, den Blick eines anderen auf uns. Gleichzeitig ist dies vielleicht bereits der erste Schritt, aus der Wiederholung auszubrechen: Du bringst jemandem an einer Stelle Vertrauen entgegen, wo der Schmerz Dich gelehrt hat, das keinesfalls zu tun.