Warum Lustlosigkeit das Gegenteil von innerem Wachstum ist - Und warum es sich lohnt zu scheitern

Wer kennt es nicht: Das Gefühl von Lustlosigkeit.

Lieber keine Freunde treffen am Wochenende. Lieber nicht alleine verreisen. Lieber schweigen, obwohl es mich geärgert hat, was mein:e Partner:in gesagt hat.

Nicht schon wieder ins Büro fahren und sich mit Kollege X auseinandersetzen müssen. Nicht noch ein Projekt - mir wachsen die jetzigen schon über den Kopf. Besser keine berufliche Selbständigkeit - das ist zu riskant. Den Job nicht wechseln - wer weiß, was der Neue an Strapazen mit sich bringen würde. Bloß keine Führungsrolle, ist viel zu stressig…

Hast du dich an der einen oder anderen Stelle wiedererkannt? Oder vielleicht fallen dir ganz eigene Beispiele zum Thema Lustlosigkeit ein? Oder du merkst gerade, dass du überhaupt keine Lust hast, diesen langweiligen Artikel weiterzulesen!

Die Lust hinter der Lustlosigkeit

Es stimmt natürlich. Nicht immer ist es falsch, auf Lustlosigkeit zu hören und Dinge einfach bleiben zu lassen. Ich bin die Letzte, die verlangen würde, dass Menschen ständig Dinge tun sollten, die ihnen keine Freude machen. Allerdings: Freude braucht manchmal eine Weile, bis sie sich einstellt. Und die größten Freuden werden auf Umwegen, mit Mühe, durch Überwindung von tief sitzenden Ängsten erreicht.

Oft steckt hinter dem Gefühl der Lustlosigkeit in Wahrheit ein besonders großer Wunsch, ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Aber auch: die Angst zu scheitern und enttäuscht zu sein. Diese schmerzhafte Erfahrung wollen wir verhindern. Und versuchen es deshalb gar nicht erst. Es ist leichter, in der Phantasie in einer Wunschwelt zu leben, als in der Realität zu versuchen, sie aufzubauen und Rückschläge zu erleben.

Ein paar Beispiele:

  • Eine Person, zu der du dich hingezogen fühlst. Doch du schiebst den Moment hinaus, deine Gefühle anzusprechen, obwohl du längst weißt, dass es an der Zeit ist. Bewusst: aus Lustlosigkeit. Unbewusst: aus Angst, abgewiesen zu werden und alle Hoffnung auf Zweisamkeit zu verlieren.

  • Eine Stelle, die dich eigentlich schon irgendwie interessieren würde, aber auf die du dich dennoch nicht bewirbst. Bewusst: aus Lustlosigkeit. Unbewusst: Aus Angst vor neuen Herausforderungen, denen du dich nicht gewachsen fühlst. Vor neuen Kollegen, mit denen du Verbindungen erst wieder aufbauen müsstest. Vor dem Abschied vom heutigen Chef und dem Gefühl, ihn zu enttäuschen.

  • Eine Führungsposition in deinem Unternehmen, die viele Vorteile mit sich brächte: mehr Geld, interessantere Aufgaben, das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, wenn du ein Team anleitest und eigenverantwortlich Projekte voranbringst. Aber du lässt die Chance lieber verstreichen. Bewusst: aus Lustlosigkeit. Unbewusst: aus Angst, an den neuen Herausforderungen zu scheitern und dich klein und wertlos zu fühlen.

So lange wir etwas nicht versucht haben, können wir uns in unserer Phantasie ausmalen, wie großartig es laufen würde, wenn wir es nur versuchten. Lieber am Traum festhalten, als in der Wirklichkeit zu scheitern. Oder?

Träumen oder scheitern können?

Nun. Wir alle brauchen Träume, Illusionen. Aber die Frage ist vielleicht doch: Wie viele? Welche genau? Es kommt viel ungelebtes Leben zusammen, wenn nichts versucht wird, was schiefgehen könnte. Du verpasst:

  • Die Erfahrung, an Herausforderungen zu wachsen und Fähigkeiten zu entwickeln, die du an dir selbst nie für möglich gehalten hättest.

  • Tätigkeiten und Beziehungen, die durch einen mutigen Schritt entstehen, die dich erfüllen und dein Leben reicher machen.

  • Ein Gefühl von Sinnhaftigkeit im Leben, weil du eine Arbeit machst, die du als bedeutsam erlebst, und Beziehungen führst, die von Aufrichtigkeit und Tiefe geprägt sind.

  • Zu erfahren, was wirklich in dir steckt und wer du wirklich sein kannst. Jenseits dessen, was du dir erträumst hast. In der Welt, so wie sie ist. Eine Welt, die du dir nicht aussuchen, aber in kleinen Teilen mit gestalten kannst.

Vielleicht ist die Realität ganz anders als erhofft, aber - bei näherer Betrachtung - wertvoll, bedeutsam, erfüllend?

Fazit

Prüfe genau: Ist das etwas, das ich wirklich nicht will? Oder verspüre ich keine Lust, weil da in mir eine Angst lauert zu scheitern?

Trau dich und nimm dir das, was du brauchst, um neue Herausforderungen angehen und meistern zu können.

Übe dich darin zu scheitern, wieder aufzustehen und einen anderen Weg zu suchen, um deinen wahren Zielen Schritt für Schritt näher zu kommen.

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