In Verbindung mit deinem Unbewussten – Halt und Orientierung in unruhigen Zeiten
Liebe Leser:innen,
in den letzten Monaten bin ich leider nicht dazu gekommen, neue Newsletter-Artikel zu schreiben. Umso mehr freue ich mich, dass ich nun endlich wieder Gelegenheit dazu habe und sich in der Zwischenzeit auch einige neue Abonnent:innen eingefunden haben. Herzlich willkommen!
Ein paar Updates
Womit habe ich mich zuletzt stattdessen beschäftigt?
Ich bin kurz davor eine Weiterbildung zum zertifizierten Business Coach am POP-Institut Düsseldorf e. V. abzuschließen. Neben Hausarbeiten, Vorträgen, Wochenendseminaren, Lehrcoaching und Kleingruppenarbeit, habe ich einige neue Erfahrungen in Sachen Gruppendynamik gesammelt. Dabei war es wertvoll für mich, nicht in der Leitungsposition zu sein und so noch einmal ganz bewusst zu erleben und zu reflektieren, wie sich Gruppenprozesse aus dem Inneren heraus anfühlen.
Ich habe den Herbst genutzt und in sehr kurzer Zeit sehr viele Texte von Sigmund Freud gelesen. Und mich gleichzeitig im Rahmen meines Lehrcoachings sowie der eigenen Praxis als Psychotherapeutin, Coach und Supervisorin vertieft mit modernen Ansätzen der Psychoanalyse beschäftigt. Ich bin nun ganz angekommen in einem für mich sehr passenden und modernen Ansatz: Die intersubjektive Psychoanalyse. Dazu ein anderes Mal gerne mehr…
Ich habe meine Arbeit an einem längeren Text über Tiefenpsychologie fortgesetzt. Die Rohfassung möchte ich dieses Jahr fertigstellen. Ich hoffe, es gelingt.
Und ich habe erste Erfahrungen als Business Coach gesammelt, in einem international tätigen Energie-Unternehmen, im zivilen Bereich der Deutschen Luftwaffe, sowie für verschiedene mittelständische Unternehmen.
Last but not least: Ich bin 40 Jahre alt geworden. Uff! :)
Während all dieser Entwicklungen hat mich eine Frage immer wieder beschäftigt:
Unruhige Zeiten - was tun?
Oder lieber: Unruhige Zeiten? - Was tun!
Neben dem oben Genannten haben mich immer wieder auch die globalen gesellschaftlichen und politischen Umwälzungen der letzten Monate beschäftigt. Und ich habe mich - nicht zum ersten Mal - gefragt: Was kann ich in meiner beruflichen Rolle dazu beitragen, dass Menschen in solchen, zunehmend krisenhaften Zeiten Halt, Orientierung, Klarheit finden?
In Zeiten politischer und gesellschaftlicher Turbulenzen fühlen sich viele von uns unsicher, überfordert oder sogar hilflos. Die Flut an Nachrichten, Meinungen und Ereignissen kann erdrückend wirken, während sich vertraute Strukturen aufzulösen scheinen. In solchen Momenten suchen wir oft nach äußeren Ankerpunkten. Doch die sind nicht immer leicht zu finden, nicht permanent verfügbar, manchmal vielleicht nicht so hilfreich wie sie anfangs erscheinen.
Was, wenn der verlässlichste Halt manchmal in uns selbst zu finden ist? In uns selbst als Individuum. Und in gesunden Gemeinschaften, die wir gründen, denen wir beitreten, die wir mit gestalten.
An welche Gemeinschaften denke ich? An Private, wie eine selbst gegründete Familie oder ein Kreis aus guten Freunden. An Berufliche, wie eine selbst gegründete Firma, ein Unternehmen, in dem wir tätig sind, ein Projekt, das wir vorantreiben. An Teams, in denen wir arbeiten. Und auch: Eine Gruppentherapie, ein Workshop, eine Community.
Das Unbewusste als innerer Anker
Neben solchen Gemeinschaften kann die Verbindung mit dem eigenen Unbewussten genau dieser innere Anker sein, der uns und den Menschen um uns herum in herausfordernden Zeiten den nötigen Halt gibt. Unser Unbewusstes ist mehr als nur ein Speicher für vergessene Erinnerungen oder verdrängte Gefühle – es ist eine Quelle tiefer Weisheit, Intuition und innerer Stabilität.
Dabei geht es zuallererst darum, sich darin zu üben, sich schwierige und schmerzhafte Gefühle wie Angst, Wut, Enttäuschung, Ohnmacht bewusst zu machen und sie auszuhalten. Denn oft neigen wir dazu, impulshaft zu handeln, um gerade solche Gefühle verdrängen oder sogar verleugnen zu können. Wir wollen eine schnelle, einfache Lösung. Wir unterteilen in “gute” und “schlechte Gefühle”. Wir wollen uns machtvoll fühlen, indem wir endlich etwas tun. Und etwas tun übersetzen viele Menschen nicht mit: spüren, denken, zuhören, mitfühlen, abwägen.
So kommt es schnell zu Kurzschlusshandlungen, die oft mehr Schaden anrichten, als helfen. Bedauerlich.
Mit Hilfe des Unbewussten Herausforderungen meistern
Um Herausforderungen zu meistern, braucht es:
Ein gutes Gespür für sich anbahnende Gefahren.
Eine gesunde Quelle der Kreativität, um individuell und gemeinschaftlich wertvolle Lösungen zu entwickeln.
Beide - das Gespür und die Kreativität - wurzeln in unserem Unbewussten, in lange angereichertem Wissen und Erfahrungen, in tief verankerten Werten und Wünschen.
Die Kunst besteht darin:
Die Verbindung zwischen Unbewusstem und Bewusstsein zu stärken - damit uns die Gefahr rechtzeitig bewusst wird und uns ein möglicher Ausweg einfällt.
Dem, was ins Bewusstsein vorgedrungen ist, eine durch Vernunft gerahmte, kluge Form zu geben. Es gilt, die Spreu vom Weizen zu trennen und aus einem intensiven Affekt, einem überwältigenden Impuls, einer noch nicht genau definierten Idee eine intelligente Handlung zu formen.
So wird aus Aktionismus besonnenes Handeln und wir bleiben so souverän und machtvoll, wie es in einer teils chaotischen und krisenhaften Welt eben möglich ist.
Fazit
Wenn wir lernen, unser Unbewusstes als Ressource zu nutzen, gewinnen wir nicht nur persönliche Klarheit, sondern auch die Fähigkeit, bewusster mit der Welt und den Menschen um uns herum zu interagieren. Anstatt von äußeren Ereignissen überwältigt zu werden, können wir aus einer inneren Stärke heraus fühlen, denken und handeln.
Die Verbindung mit dem eigenen Unbewussten ist deshalb kein Rückzug aus der Welt, sondern eine Möglichkeit, ihr mit mehr Klarheit, Gelassenheit und Authentizität zu begegnen. In einer Zeit, in der äußere Orientierungspunkte oft fehlen oder schwanken, kann dieser innere Kompass uns den nötigen Halt geben, um fest auf dem Boden zu stehen und mit Zuversicht nach vorne zu blicken.
Vielleicht ist also gerade jetzt der richtige Moment, innezuhalten und sich auf die Reise nach innen zu begeben.
Was meinst Du?