4 Wege, wie der psychodynamische Ansatz Dir hilft, Herausforderungen zu meistern und Dich persönlich weiter zu entwickeln
“Mensch, erkenne Dich selbst, dann weißt Du alles.”
Sokrates, ein griechischer Philosoph und der Lehrer Platons, soll einst gesagt haben: “Mensch, erkenne Dich selbst, dann weißt Du alles.”
Dies gilt meiner Ansicht nach insbesondere für zwischenmenschliche Beziehungen. Ich bin der festen Überzeugung: Je weniger wir uns selbst kennen, desto schlechter sind wir in der Lage, uns in andere hinein zu versetzen.
Das führt z. B.:
zu ungesunden Verstrickungen mit Menschen, zu denen uns mehr Abstand gut täte.
Zu einem überhöhten Leistungsstreben, um uns Anerkennung zu sichern, die wir uns selbst nicht geben können.
Zu Einsamkeit aus Angst verletzt zu werden, wenn wir eigentlich eine tiefe Sehnsucht nach menschlicher Nähe in uns tragen.
Hier setzt der psychodynamische Ansatz an und hilft Dir, Dich selbst besser kennen und verstehen zu lernen. Dabei ist durchaus auch eine selbstkritische Auseinandersetzung gefragt.
Denn zu zwischenmenschlichen Konflikten gehören immer (mindestens) zwei. Weiterentwicklung ist nur möglich, wenn Du Deine eigenen Anteile an wiederkehrenden Konflikten oder schmerzhaften Erfahrungen reflektierst.
Man könnte auch sagen: Solange nur die anderen Schuld sind, passieren dieselben Dinge immer wieder.
Neben Einzelpersonen können auch ganze Gruppen, - private wie berufliche - vom psychodynamischen Ansatz profitieren. So z. B. im Rahmen einer Gruppentherapie oder eines Gruppencoachings. Darüber hinaus bringen Menschen, die mit dem psychodynamischen Ansatz in Berührung gekommen sind, in Gruppen essentielle Fähigkeiten ein: Einfühlungsvermögen in sich und andere sowie das konstruktive Klären und Lösen von Konflikten.
Dieser Artikel befasst sich mit der Wirkweise des psychodynamischen Ansatzes im Einzelsetting. In Team-Coachings und Gruppentherapie kommen weitere Aspekte hinzu, auf die ich bei Gelegenheit in einem anderen Artikel eingehen werde.
Ich wünsche: Viel Freude und hilfreiche Erkenntnisse beim Lesen!
4 Wirkweisen des psychodynamischen Ansatzes
1. Selbstwahrnehmung:
Klient:innen verstehen durch Deutungen und bewusstmachende Interventionen besser, was in ihnen vorgeht. Sie können ihre Gefühle und Gedanken differenzierter wahrnehmen und Bezüge zu ihrem Handeln herstellen.
Besonders in der Psychotherapie werden Bezüge zu biographischen Erfahrungen hergestellt, um heutige Verhaltens- und Erlebensmuster besser verstehen und alternative Handlungsweisen erkennen zu können.
Im Coaching liegt der Fokus mehr auf herausfordernden gegenwärtigen Situationen. Tiefere Schichten aktueller Beziehungsmuster werden herausgearbeitet und somit einer Bearbeitung zugänglich gemacht.
Beziehungsdynamiken werden besser verstanden und eine eigene Haltung dazu kann entwickelt werden. So finden sich letztlich auch - ganz absichtslos - neue Lösungen für alte Probleme.
So kann es z. B. hilfreich sein, besser zu verstehen, weshalb Du Dich von einer bestimmten Kollegin ‘immer so getriggert’ fühlst. Anstatt die gesamte Verantwortung bei der Kollegin, dem Vorgesetzten, vielleicht sogar dem gesamten Team zu belassen, werden mit Hilfe des psychodynamischen Ansatzes eigene Anteile reflektiert und auf einer tieferen Ebene verstanden. Das hilft Dir:
I) Dich mit Deinen Ideen, Werten und Wünschen klar und verständlich zu positionieren.
II) Selbstbewusst eine Haltung nach außen zu vertreten, die Dich ausreichend schützt.
III) In Gruppen und Teams einen konstruktiven Beitrag für die Zusammenarbeit zu leisten.
2. Selbstregulierung:
Im Psychotherapie- oder Coaching-Prozess werden schwierige Gefühle von Klient:in und Therapeut:in bzw. Coach gemeinsam ausgehalten.
Der Coach/Therapeutin kommt dabei die Aufgabe des sogenannten Containment zu: Gefühle, die dem Klienten noch nicht bewusst sind oder bei denen es ihm schwer fällt sie auszuhalten, werden von der Therapeutin/Coach aufgenommen und stellvertretend verdaut.
Hier kommen auch bewusst machende und deutende Interventionen zum Einsatz, die Dir helfen können, Dich selbst und bestimmte Erlebens- und Verhaltensmuster besser zu verstehen.
Das ist ein wichtiger Teilschritt, um einen Umgang mit herausfordernden zwischenmenschlichen Situationen zu finden. Denn nur mit dem, was Du über Dich selbst weißt, kannst Du einen bewussten Umgang entwickeln.
So eröffnen sich plötzlich ganz neue Perspektiven und Deine Handlungsräume erweitern sich.
Du merkst, dass sich Lösungen für (zuvor) überfordernde Situationen finden lassen und beim nächsten Mal fühlt sich alles schon etwas leichter an.
Schritt für Schritt entwickelst Du Fertigkeiten und ein Umfeld, das Dich schließlich unabhängig von der Containment-Funktion der Therapeutin/Coach macht.
3. Beziehungen zu Mitmenschen:
Die Fähigkeit, Dich selbst und andere besser zu verstehen, ermöglicht es Dir:
I) Dich besser vor schädigendem Verhalten zu schützen.
II) Mehr Nähe zu jenen Menschen zuzulassen, die Dir wohl gesonnen sind.
Der psychodynamische Ansatz versetzt Dich in die Lage, Deine Innenwelt mit Worten und Bildern zu beschreiben und zu erklären. Dies ermöglicht es Dir, Dich mit Nahestehenden auf einer tieferen Ebene auszutauschen, Verständnis und Halt zu erfahren und anbieten zu können.
Deine Beziehungen zu Mitmenschen werden vertieft, vertrauensvoll und sinnerfüllt.
4. Die Beziehung zwischen Klient:in und Therapeut:in:
Der emotionale Halt, den Klient:innen hier finden, der wohlwollende Blick, den sie auf sich spüren, stärken ihr Selbstvertrauen, ihr Gefühl von Selbstwirksamkeit und ihre Zuversicht, letztlich auch nach Abschluss von Psychotherapie oder Coaching gut für neue Herausforderungen gewappnet zu sein.
Die Erfahrung, einen solchen Prozess gemeinsam mit Therapeut:in/ Coach durchlaufen und gut gemeistert zu haben, wird von dem:der Klient:in als positive Beziehungserfahrung aufgenommen und gespeichert. Innere Bilder von Vertrauen, Hoffnung, Kraft etc. können zukünftig auch in Abwesenheit der Therapeut:in/Coach abgerufen und nutzbar gemacht werden.
Nicht zu vergessen: Der gemeinsam durchlaufene Prozess hinterlässt nicht nur in Dir, sondern auch in Therapeut:in / Coach Spuren. Das ist gut so. Denn nur wenn das der Fall ist, hast Du die wichtige Erfahrung gemacht, jemanden emotional erreicht zu haben.
Fazit:
Sich mit dem eigenen Unbewussten auseinander zu setzen, sich womöglich auch schwierigen Gefühlen oder Einsichten zu stellen, kann mitunter sehr fordernd sein. Umso größer ist die Belohnung, die im Nachhinein auf Dich wartet.
Mein Tipp: Wage es.
PS: Du möchtest mehr darüber erfahren, wie Du Dein Verständnis für Dich selbst und Dein Erleben in Beziehung zu anderen vertiefen kannst? Dann schreibe mir eine Mail und frage ein Einzel-Coaching oder eine Psychotherapie an. Mehr Infos findest Du auf meiner Website.